Fakten & Fakes

Statement von Gaby Spronz:

 

Nach dem jüdischen Silvester, Rosh Hashana, haben wir nun das sogenannte „Yamim Noraim“. Juden sollten über die Feiertage nachdenken und jeden, dem sie Unrecht getan haben, um Vergebung bitten.

 

Ich bitte Herrn Dr. Blume aufrichtig um Verzeihung.

 

Vor langer Zeit vermutete ich, dass er von konstruierten Fakes angegriffen wurde, um ihn und seine Familie zu vernichten.

 

Das Hauptziel unseres Forums ist es, gegen Fake News über Israel, Juden und Antisemitismus vorzugehen.

 

Ich muss zugeben, dass ich in diesem Fall das Ziel bisher völlig verfehlt habe.

 

Die Aufgabe von Herrn Blume ist es, gegen Antisemitismus vorzugehen.

 

Indem ich ihn in diesem Fall nicht beschützte, habe ich es hingenommen, dass seine Arbeit erschwert wird, was den Antisemitismus unterstützt.

 

Ich werde jetzt mein Bestes tun, um dies zu korrigieren und die Dinge in Ordnung zu bringen.


Vorwurf: Blume vergleicht einen Juden mit dem Nazi-Mörder Eichmann ist ein FAKE:

 

Wir haben den Ursprungsartikel von Herrn Dr. Blume herausgefunden (siehe unten)

 

Mit der Jüdin ist Frau Malca Goldstein-Wolf gemeint, im Text blau markiert.

Der Text mit Eichmann ist rot markiert.

 

4 Deutschlehrer wurden gebeten, den Text zu bewerten.

 

Alle 4 kamen unabhängig voneinander zu dem eindeutigen Ergebnis, dass zwischen diesen beiden Textblöcken kein Zusammenhang besteht. Sie sind sogar in zwei verschiedenen Kapiteln ohne Bezug zueinander.

 

Die Bewertung des Vorwurfes: Hier wurde heftig manipuliert um den Ruf von Herrn Blume zu zerstören.

 

Der Link in der Kopfzeile führt zum Originalartikel.

Eichmann, Breivik, Spencer und der Terrorangriff von Christchurch – Der Ethnonationalismus als Verbindung aus Antisemitismus und Rassismus


Seit 1951 in München wird in immer mehr deutschen Städten die „Woche der Brüderlichkeit“ begangen. Zunächst Christinnen und Juden, später auch Musliminnen sowie Angehörige anderer und keiner Religion(en) kommen zusammen, um sich gemeinsam gegen Menschenfeindlichkeit und Verschwörungsmythen zu stellen.


Sonntag hielt ich je vor jüdisch-christlich-islamisch-humanistischen Publikum den Festvortrag dazu in Karlsruhe, Dienstag in Pforzheim, Donnerstag las und diskutierte ich mit Dr. Dani Kranz und Hanife Tosun in Köln. Und morgen (Sonntag) halte ich die Festrede zur Verleihung der Abraham-Plakette an engagierte Schülerinnen und Schüler der Tellkampfschule in Hannover. Gerade blogge ich aus dem Zug.


Digitale Verrohung und Verschwörungsmythen im Netz


Doch glaube niemand, Arbeit für Dialog und Frieden treffe nur auf Zustimmung. Wie schon seit Monaten begleiten mich Online-Beschimpfungen, von denen mir nicht selten Screenshots durch besorgte Freundinnen und Freunde übermittelt werden. Beschimpfungen als „übler Zionist“ sind häufig. Beispielsweise schreibt mir ein gewisser „Mohammed Ali“: „Antisemitismus bedroht nicht nur Juden ?Du dreckiger Hurensohn verflucht sei deine sippschaft. […] Erstick du hurensohn“. („Rechtschreibung“ im Original, auch im Folgenden)


Von offensichtlich „islamkritischer“ Warte behauptet dagegen ein gewisser „Emrah Erken“, ich sei doch ein „Islam-Appeaser“ und betriebe „Scharia-Appeasement“ auch gegenüber „Islamofaschisten“. Und eine „malca goldstein-wolf“ twittert unter dem Hashtag #michaelblume auch gleich eine angebliche Verbindung „zur #Muslimbruderschaft“ und „der Berliner Staatssekretären #Chebli“. Gemeint ist wohl Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD), die schon sei geraumer Zeit von Verschwörungsgläubigen und Rassisten in den noch immer so genannten „sozialen Medien“ besonders inbrünstig verfolgt wird.


Entsprechend beruhige ich auch Freunde und Familie: Online-Hass und wirre Verschwörungsmythen sind längst Netz-Alltag. Ich spreche ja mit vielen und kann sagen: Praktisch alle Personen des öffentlichen Lebens werden inzwischen durch um Bedeutung bettelnde Trolle, Verschwörungsverkünder, aber auch bezahlte Desinformanten und Fake-Accounts belagert. Wie der Buchdruck ab dem 15. Jahrhundert und die elektronischen Medien Radio und Film ab dem 20. Jahrhundert werden auch heute digitale Medien eben nicht nur für gute Zwecke verwendet, sondern auch für die Verbreitung von Hass, Sexismus, Rassismus und Antisemitismus. Genau das gehört zu den Hauptthesen meines neuen, am Montag als Buch, eBook und Hörbuch erscheinenden „Warum der Antisemitismus uns alle bedroht. Wie neue Medien alte Verschwörungsmythen befeuern“. Es fühlt sich seltsam – aber auch folgerichtig – an, dies auch selbst immer wieder am eigenen Leib zu erfahren. Längst bin ich es gewohnt, gehe offen damit um, speichere vieles, veröffentliche manches und leite Strafbares an die zuständigen Sicherheitsbehörden weiter. Meine Haltung dazu ist: Wenn wir uns von Trollen einschüchtern lassen, überlassen wir ihnen den öffentlichen Raum.

Der Ethnonationalismus als digitaler Antisemitismus des 21. Jahrhunderts



Und dann fahre ich Freitag früh ab 5:55 Uhr von Köln zum Interview mit Wolfgang Heim bei SWR1 Leute. Da tickern Nachrichten aus Neuseeland ein: Ein offensichtlich rassistischer Terrorist griff Moscheen in Christchurch an und tötete Muslime, darunter auch Frauen und Kinder.

Ich fühle mit den Opfern – und fühle zugleich die Bestätigung einer furchtbaren Ahnung. Denn im Buch hatte ich auch die Beobachtung formuliert, dass der #Ethnonationalismus zur bestimmenden Form des digitalen #Antisemitismus aufsteigt.


Mit dem Begriff „Ethnonationalismus“ ist die schon alte, nationalistisch-rassistische Auffassung gemeint, wonach jedes Volk und jede Religionsgemeinschaft nur im „eigenen“ Gebiet leben dürfe und sowohl kulturelle wie auch biologische Verbindungen (als “Multikulturalismus” bzw. „Rassenschande“) zu unterbinden seien.


So vertrat der spätere SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann (1906 – 1962) nach dem karriereförderlichen Aufbau einer verschwörungsmythologischen Freimaurer-Sammlung lange einen ethnonationalistischen Antisemitismus, erzwang und förderte die Umsiedlung von Jüdinnen und Juden nach Palästina (wo sich dann 1948 Israel gründete) und besuchte gemeinsam mit einem Vorgesetzten dazu sogar Haifa. Doch als Hitler die Durchsetzung des eliminatorischen Antisemitismus – also die Vernichtung möglichst aller Juden, weltweit – befahl, vollzog Eichmann dies widerstandslos mit, führte das Protokoll der Wannsee-Konferenz zur Planung des Genozids und stieg schließlich zu einem zentralen Organisator des Holocaust / der Schoah auf. Für seinen Eifer bei der der Deportation und Ermordung Hunderttausender Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma wurde Eichmann schließlich 1961 in Jerusalem zum Tode verurteilt und hingerichtet.


Auch zum Beispiel der norwegische Terrorist Anders Breivik vertrat einen ethnonationalistischen Antisemitismus, als er am 22.07.2011 in Oslo und auf der Insel Utoya 77 Menschen ermordete. Viele Kommentatoren und auch Analysten reagierten (und reagieren) verwirrt, dass Breivik die Existenz des Staates Israel sogar begrüßte, seinen Hass auf Zuwanderer und insbesondere Muslime außerhalb ihrer Länder (!) ausdrückte – und dann aber vor allem Teilnehmende eines sozialdemokratischen Jugendcamps ermordete. Dabei hatte Breivik in seinem Online-Manifest bereits ausformuliert: Ihm genehme Juden zögen demnach nach Israel, um dort ihrerseits einen rassisch und kulturell möglichst einheitlichen Ethno-Staat aufzubauen. Dagegen hätten verschwörerische Juden gemeinsam mit vor allem linken Nichtjuden im Westen den „Multikulturalismus“ und die „Holocaust-Religion“ mitbegründet, um Europa zu unterwandern. Eine sozialdemokratische Jugendorganisation konnte für Breivik und andere Ethnonationalisten daher ebenso ein Terrorziel darstellen wie eine Moschee, Kirchen- oder Synagogengemeinde.


Ethnonationalistisch würdigte auch der US-amerikanische Alt-Right-Extremist Richard Spencer nach seinem bizarren “Hail Trump!”-Auftritt in Florida 2017 Israel als „Ethno-Staat“ für „Juden weltweit“ und rühmte in der gleichen Rede Polen, Ungarn und Russland als „europäische Staaten, die ihre Identität aufrecht erhalten wollen“.


Dass dann auch Robert Bowers am 27.10.2018 die “Tree-of-Life”-Synagoge in Pittsburgh angriff und Jüdinnen und Juden ermordete, um “sein Volk” vor deren angeblichen “Verschwörung” mit den “Invasoren” (Flüchtlingen) zu schützen, fügt sich leider nahtlos in die ethnonationalistische Ideologie ein.


Der Ethnonationalismus verband und verbindet also Antisemitismus und Rassismus zu einem gewaltbereiten Verschwörungsglauben und behauptet:


1. Zur natürlichen Ordnung gehöre die strikte Trennung von „Rassen“ und Religionen.


2. Entsprechend hätten „gute Juden“ gefälligst nach Israel auszuwandern und dort wiederum einen ethnonationalistischen Staat zu errichten. Dieses ethnonationalistische Pro-Israel-Bekenntnis (das faktisch auf eine Abschaffung der dortigen Demokratie hinausläuft) ermöglicht ihnen zugleich ein Selbstverständnis als besonders engagierte „Israelfreunde“ und vermeintliche Nicht-Antisemiten sowie Nicht-Rassisten. („Ich habe doch gar nichts gegen Juden, Araber, Moslems oder Afrikaner – solange sie sich auf ihre eigenen Länder beschränken!“)


3. Dagegen gebe es jedoch eine „globalistische“ und „multikulturalistische“ Weltverschwörung aus Juden und Nichtjuden, die gezielt den Orient und Afrika destabilisierten, um muslimische und afrikanische Flüchtlinge als „Invasoren“ gegen Europa, die USA, Australien und Neuseeland einzusetzen.


5. Auch die Allianz mit autoritären Diktatoren wie Putin oder Assad liegt nahe, “schützen” diese durch ihre antisemitischen Diktaturen nur ihre “eigenen Völker”. Dagegen erscheint Ethnonationalisten das Einstehen für globale Menschenrechte, Pressefreiheit, das Verbot von Folter usw. nur als heuchlerischer Teil der “globalistischen” Weltverschwörung.


Schon im Juni 2018 hatte ich entsprechend über den ethnonationalistischen Verschwörungsmythos des sog. „Hooton-Plans“ gebloggt – nur wenige Monate später entgleisten die Debatten um den UN-Migrationspakt tatsächlich. Die ungarischen, zutiefst ethnonationalistischen Soros-Juncker-Plakate und nun die Terrormorde von Christchurch, Neuseeland, bestätigen inzwischen meine schlimmsten Befürchtungen. Obwohl noch viele Informationen fehlten, formulierte ich diese Sorgen vor dem Ethnonationalismus gestern morgen dann auch im SWR1 Leute-Interview.


Und inzwischen hat sich bestätigt: Der (bis zum Abschluss des Gerichtsverfahrens mutmaßliche) australische Terrorist Brenton Tarrant berief sich u.a. direkt auf Anders Breivik und den britischen Antisemiten und Faschisten Oswald Mosley (1896 – 1980). “Ein Jude, der in Israel lebt“, sei, so Tarrant, “nicht mein Feind, solange er mein Volk nicht zu unterwandern und ihm zu schaden versucht.” Generell gelte: “Die Invasoren müssen von der europäischen Erde vertrieben werden, egal, woher sie kamen. Roma, Afrikanisch, Indisch, Türkisch, Semitisch, oder Andere.” Bizarr dabei: Tarrant zählt offenbar auch Australien und Neuseeland zur “europäischen Erde”, als hätte es dort zuvor keine Ureinwohner gegeben.


Also tatsächlich: Auch hier purer rassistischer und antisemitischer Ethnonationalismus. Wer tatsächlich immer noch glaubt, dieser Terror bedrohe “nur Muslime”, oder “nur Juden”, oder “nur Sozialdemokraten” (usw.) hat die explosive Gefahr des Ethnonationalismus nicht begriffen.


Besorgtes Fazit


Der Ethnonationalismus entwickelt sich in rasender Geschwindigkeit zur global und digital dominierenden Variante des heutigen Antisemitismus und Rassismus. Und wieder bewahrheit sich: Wer eine vermeintliche Weltverschwörung vernichten will, vor dem ist keine Menschengruppe sicher. Die terroristische Gewalt gegen Migrantinnen und Muslime, gegen Demokratinnen und Juden, gegen Gottes- und Medienhäuser entspringt den gleichen, psychologischen Wurzeln wie schon die älteren Formen des Rassismus und Antisemitismus auch. Gerade auch diese Form des Verschwörungsglaubens bedroht uns tatsächlich alle.